EINFACH MENSCHLICH.

Konzept

 „IN SEINER GRUNDSÄTZLICHEN OFFENHEIT UND UNVORHERSEHBARKEIT IST LEBEN EIN SPEZIFISCHES WAGNIS, DEM WIR NICHT AUSWEICHEN KÖNNEN UND DAS UNSER WOHLBEFINDEN ERMÖGLICHT UND GLEICHZEITIG GEFÄHRDET.
ENTWICKLUNGS- UND REIFUNGSKRISEN, IDENTITÄTS- UND WERTKRISEN, KRANKHEITEN UND SCHMERZZUSTÄNDE, ARBEITSLOSIGKEIT UND  ÖKONOMISCHE NOTLAGEN,BEZIEHUNGSKRISEN, ÜBER- UND UNTERFORDERUNG, RIVALITÄT UND KONKURRENZ, ROLLEN- UND STATUSKRISEN SIND DIE HERAUSFORDERUNGEN, MIT DENEN UNSERE KRÄFTE WACHSEN ODER  AN DENEN WIR SCHEITERN….
UM DAS BITTERE UND SCHWIERIGE AUS DEM LEBEN ZU VERBANNEN ODER ES ZU BÄNDIGEN, GREIFEN WIR ZU SCHLAFMITTELN, ZU TRANQUILIZERN, ZU AUFPUTSCHMITTELN, ZU BETÄUBUNGSMITTELN, WERDEN DEPRESSIV, VERBITTERT ODER STREITSÜCHTIG, VERLIEREN DAS GEFÜHL FÜR WESENTLICHES, VERKRIECHEN UNS IN ARBEIT, IN DIE FAMILIE, FLIEHEN IN DEN ALKOHOL ODER  AN DEN EISSCHRANK.
UNSERE LEBENS- UND VERARBEITUNGSMUSTER SPRECHEN BÄNDE –   UND DESHALB MÜSSEN WIR IN DIESEN BÜCHERN DES EIGENEN LEBENS  LESEN LERNEN, UM ZU VERSTEHEN, DURCH WELCHE LANDSCHAFT DER SEHNSUCHT UND DER SUCHT WIR ZUSAMMEN MIT ANDEREN MENSCHEN WANDERN, WOHER WIR KOMMEN, WO WIR STEHEN UND  WOHIN WIR WOLLEN.“                                       

(ANNELIE KEIL)

Vgl. Annelie Keil, Auf brüchigem Boden Land gewinnen. Biografische Antworten auf Krankheit und Krise, Kösel 2011

 

 

Das Grundverständnis unseres Projekts

 

 

2.0 Konzept Collage

 

 

  • Kaum besser als in diesem Zitat der Bremer Professorin Annelie Keil kann das Grundverständnis unseres Projektes EINFACH MENSCHLICH beschrieben werden.
  • Sucht und süchtiges Verhalten sind per se  immer vorhandene Wege in der Landschaft  eines jeden Menschen. Sie sind so häufig leidvolles Ergebnis nicht gelungener Versuche, die Tiefen einer Lebenslandschaft zu überwinden.
  • Dabei ist das Mittel der Sucht, etwas vergessbar oder auch nur aushaltbar zu machen, ein beliebiges.
  • Dies bedeutet, es ist in diesem Projekt nicht nur die Rede von bekannten verbotenen Drogen wie Haschisch oder Kokain,nicht nur von nicht minder gefährlichen Drogen wie Alkohol, sondern es geht auch um den Spieler vor dem Spielautomaten, den Freak vor dem PC, die Hausfrau vor  dem Medizinschrank und vieles andere mehr.
  • Dies bedeutet auch, Sucht ist eine Krankheit, ein Erkranken am Leben, wie es andere Krankheiten auch sein können, und nicht das individuelle Versagen eines vermeintlich schwachen Menschen.

 

EINFACH MENSCHLICH als Name dieses Projektes ist damit auch eine klare programmatische Aussage.

 

  • Eine menschliche Grundhaltung,  geprägt  von Respekt und dem Bemühen um Verständnis, sollte immer menschliches Miteinander bestimmen, vor allem auch dann, wenn es  sich um einen erkrankten Menschen handelt.
  • Diese Grundhaltung bestimmt das Projekt und den Umgang mit den Besuchern während der Ausstellung und in den Gesprächsgruppen.
  • Dies bedeutet auch, dass im Selbstverständnis dieses Projektes in der Diskussion um süchtiges Verhalten und Suchtmittel moralische Wertungen und pädagogischer Zeigefinger keinen Platz haben.
  • Mit dem Leitfaden zur Prävention teilt das Projekt EINFACH MENSCHLICH. das Grundverständnis, junge Menschen innerhalb ihres Systems zur Autonomie zu befähigen und ihre Selbstkompetenz zu stärken. So weist die Ausstellung über den informativen und beratenden Charakter in der Weise hinaus, dass der Einzelne mit möglichen, verändernden Handlungskonzepten in seine Lebenswelt zurückkehrt.
  • Insgesamt folgt das Projekt EINFACH MENSCHLICH. in Konzeption und Umsetzung seit vielen Jahren beispielhaft dem heute in dem Leitfaden zur Prävention vorgesehenen Setting-Ansatz. Es verbindet „primärpräventive und gesundheitsfördernde Interventionen, die sich im Sinne aufsuchender Information und Beratung an Lebenswelten richten und dabei sowohl die gesundheitlichen Rahmenbedingungen als auch gesundheitliche Kompetenzen von Einzelnen weiterentwickeln.“